Brian Haas

Junge Generation zum Wählen animieren

November 30, 2020

Die Wahlhilfe Easyvote erscheint zu den Landtagswahlen bereits zum fünften Mal in Liechtenstein. Es wird einige Neuerungen geben.

Interview: Julia Kaufmann (Vaterland) | Bild: Tatjana Schnalzger
Online auf der Webseite des Vaterlands: Junge Generation zum Wählen animieren – Vaterland online

Seit 2013 informiert die Wahlhilfe Easyvote Liechtensteiner Jugendliche politisch neutral zu den jeweiligen Wahlen. Da die Finanzierung der Wahlbroschüre zu den Landtagswahlen vor Kurzem abgesegnet wurde, steht der Jubiläumsausgabe nichts mehr im Weg. Das kleine dreiköpfige Team rund um Brian Haas, der bis Juni 2020 acht Jahre lang das Amt des Präsidenten des Jugendrats Liechtenstein bekleidete, steckt nun mitten in der Erarbeitung der Broschüre. Denn schon Mitte Dezember soll sie Korrektur gelesen werden und anschliessend durch die Druckerpresse laufen, damit die Easyvote-Broschüre alle Liechtensteiner im Alter zwischen 17 und 30 Jahren vor Eintreffen der Wahlunterlagen erreicht.

Wie weit sind Sie mit der Erarbeitung der Broschüre?
Brian Haas: Nach und nach erhalten wir von den Parteien die nötigen Informationen. Diese arbeiten wir auf. Ausserdem schreiben wir selbst Inhalte und versuchen dabei stets, das Wichtigste herauszupicken, damit die Jungwähler eine Anleitung erhalten, wie was gemacht wird. In den kommenden Wochen müssen wir den Theorieteil noch einmal überarbeiten und allmählich trudeln auch die Statements der einzelnen Kandidatinnen und Kandidaten ein.
Die Easyvote-Broschüre wird in Liechtenstein bereits zum fünften Mal erscheinen.

Wie viel Routine ist mit im Spiel?
Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Daher geht uns vieles leichter von der Hand. Die neugewonnenen Ressourcen wollen wir nun dazu nutzen, beispielsweise in eine bessere Bewerbung der Wahlhilfe zu investieren. Gleichzeitig haben wirauf die vorhergehenden Broschüren stets viele Rückmeldungen erhalten, wodurch wir in den vergangenen Jahren schon einige Verbesserungen implementieren konnten. Zum Beispiel haben wir den Parteienbereich stärker ausgebaut, um vertiefter auf ihre Ziele und Werte eingehen zu können.

Die Finanzierung für Easyvote 2021 steht. Ist das leicht über die Bühne gegangen?
Alle elf Gemeinden des Landes und die Regierung müssen jeweils ihre Zustimmung erteilen. Nachdem es 2013 noch schwierig war, klappt die Finanzierung mittlerweile ziemlich gut. Zusätzlich fragen wir jeweils auch Stiftungen an, damit wir noch mehr als das Minimum erreichen können. Dieser Prozess ist noch im Gange.

Wie hoch wird die Auflage für die Landtagswahlen ausfallen?
Wir werden etwa 4500 Broschüren drucken lassen. Der Grossteil davon wird an unsere Zielgruppe versendet. Die Erfahrung hat uns aber auch gezeigt, dass das Interesse von externer Seite ebenfalls gross ist. So greifen nicht nur Schulen gerne auf die Broschüre zurück, sondern wir erhalten auch Bestellungen von Privatpersonen oder den Parteien selbst. Die Broschüre im A5-Format wird für den Wahlkreis Oberland etwa 32 Seiten, jene für das Unterland rund 28 Seiten umfassen. Uns ist es wichtig, dass wir die Broschüre so ausführlich und doch so klein wie möglich halten. Wäre sie so dick wie ein Buch, würde sie kaum einer überhaupt noch lesen.

Die Webseite soll deshalb stärker miteinbezogen werden?
Genau, wir werden mit zusätzlichen Inhalten in Form von Videos oder Textmaterial auf die Webseite ausweichen. Deshalb sind wir momentan daran, diese komplett neu zu gestalteten. Unser Ziel ist es, dass die Broschüre und die Webseite gleichzeitig genutzt werden. In der Broschüre werden QR-Codes und URL-Links zu finden sein, mit denen der Leser direkt auf die erweiterten Informationen auf der Webseite gelangt.

Sie haben Videoinhalte angesprochen. Was ist diesbezüglich angedacht?
Mit den Videos wollen wir die Theorie schmackhaft rüberbringen und dem Theorieteil in der Broschüre etwas weniger Gewicht geben. Bei unserem Schweizer Partner haben wir einen professionellen Zeichner gefunden, der anhand von Zeichnungen den Ablauf erklärt. Diese Videos sollen den Schulen zugutekommen, gleichzeitig aber auch mit der Präsenz in den sozialen Medien das Thema immer wieder in die Köpfe der Jungwähler rufen. Die Broschüre kann schnell einmal vergessen werden. Aber wird man via Video immer wieder an die Wahlen erinnert, sollte dies dazu animieren, sie wieder zu nutzen.

Werden die Videos bis zu den Wahlen im Februar fertig sein?
Das wäre das Ziel. Allerdings sind sie sehr zeitaufwändig und unser Hauptprodukt ist nach wie vor die Broschüre. Man darf nicht vergessen, dass wir Easyvote ehrenamtlich und neben unseren regulären Jobs umsetzen.

Weshalb liegt Ihnen das Projekt dermassen am Herzen?
Die Wahlbeteiligung junger Liechtensteiner lag in den vergangenen Jahren bei 55 bis 63 Prozent – jene von Senioren zwischen zehn und zwanzig Prozent darüber. Das ist ein enormer Unterschied, der grosse Auswirkungen zur Folge hat. Indem wir die jungen Liechtensteiner dazu animieren, wählen zu gehen, versuchen wir, diese Lücke zu schliessen und ihnen deutlich zu machen, dass sie mit ihrer Stimme etwas verändern können.

Sie engagieren sich schon seit vielen Jahren für eine höhere Stimmbeteiligung der jüngeren Generation. Hat sich mittlerweile etwas getan?
Gerade in letzter Zeit haben beispielsweise die Klimademos gezeigt, dass politische Themen bei den Jugendlichen aktueller sind. Nur ist es derzeit noch so, dass sich das Interesse eben auf einzelne politische Themen bezieht. Wichtig aber wäre, dass sie grundsätzliches Interesse an der Politik zeigen. Mit dem Jugendrat haben wir über die Jahre versucht, verschiedene Angebote zu schaffen, deren Schwellen unterschiedlich hoch sind. Das Engagement in der Jugendsession ist eine grosse Verpflichtung. Schliesslich muss man seine Freizeit opfern und mit anderen Jugendlichen öffentlich in die Diskussion treten. Die Schwelle von Easyvote ist hingegen gering und kann ebenso als Einstieg in die Politik dienen.

Ihr Ziel ist es, dass die Wahlbeteiligung der unter 30-Jährigen bei deutlich über 70 Prozent liegt. Ist das bei den Landtagswahlen bereits realistisch?
Unser Ziel ist es, die 70-Prozent- Marke in der Wahlbeteiligung zu brechen. Das ist wichtig, da die älteren Altersgruppen eine deutlich höhere Wahlbeteiligung aufweisen. Ob dies realistisch ist, ist schwierig zu sagen, die Hoffnung besteht selbstverständlich. Ich würde sagen, dass es in den kommenden Jahren noch einiges zu tun gibt. Und man sollte sich ja auch ambitionierte Ziele setzen (lacht).

Dann wird die Easyvote- Broschüre zu den nächsten Gemeinderatswahlen wieder erscheinen?
Wenn die Broschüre weiterhin erwünscht ist, wird es sie in zwei Jahren immer noch geben. Wir legen grossen Wert auf Beständigkeit. Schliesslich kommen immer wieder neue junge Wähler hinzu, bei denen wir sicherstellen wollen, dass sie gute Informationen erhalten.


Weitere Informationen finden sich auf der Webseite:
www.easyvote.li